Wie können Menschen mit akuten Behandlungsbedarf sicher ersteingeschätzt und in ein angemessene Versorgungssetting vermittelt werden?
Mit dieser zentralen Frage beschäftigte sich das vom Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) geförderte Versorgungsforschungsprojekt DEMAND. (Implementierung einer standardisierten Ersteinschätzung als Basis eines Demand Managements in der ambulanten Notfallversorgung).
Das Projekt lief von Mai 2018 bis April 2022 und wurde bereits 2017 vom Konsortialführer aQua-Institut und dem Konsortialpartner Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) konzeptioniert. Das Projekt wurde nun vom Gemeinsamen Bundesausschuss bewertet und die Empfehlungen an das Bundesministerium für Gesundheit zur Berücksichtigung bei der geplanten Reform der Akut- und Notfallversorgung weitergeleitet.
Im Fokus des Projekts stand eine Neuordnung der Prozesse und die Einführung einer strukturierten Ersteinschätzung in zwei verschiedenen Interventionssettings: bei den telefonischen Zentralen der Kassenärztlichen Vereinigungen (Rufnummer 116117) sowie am Schnittstellenbereich zwischen Notdienstpraxis und Notaufnahme („Gemeinsamer Tresen“).
Am Projekt waren insgesamt 11 Kassenärztliche Vereinigungen (KVen) beteiligt. Zusätzlich stellten der Verband der Ersatzkassen (Vdek) mit seinem 5 Mitgliedskassen Techniker Krankenkasse, Barmer, DAK, HKK und KKH sowie die AOK Baden-Württemberg, AOK Nordost, AOK Plus, AOK Rheinland-Hamburg, AOK Bayerns, AOK Rheinland-Pfalz/Saarland, AOK Nordwest und AOK Bremen Routinedaten zur Evaluation durch das aQua-Institut bereit.
Die Routinedatenanalysen (sowohl von KV- als auch Krankenkassendaten) konnten zeigen, dass im Interventionszeitraum weniger Patientinnen und Patienten in Notaufnahmen versorgt wurden, ohne dass unerwünschte Effekte beispielsweise auf die Patientensicherheit registriert wurden. Die begleitende Befragung der ersteinschätzenden Personen der Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung des Universitätsklinikums Heidelberg lieferte wertvolle Hinweise für die Implementierung der Intervention, während das Deutsche Krankenhausinstitut (DKI) die Wahrnehmung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Notaufnahmen in den Fokus nahm.
Abgerundet wurde die Evaluation durch eine Patientenbefragung durch das Institut und Poliklinik für Allgemeinmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Wichtigstes Ergebnis: Der Großteil der Patientinnen und Patienten war mit der Ersteinschätzung und den Ergebnissen zufrieden – und befolgte die Empfehlungen auch.
Detailliere Informationen zu den Ergebnissen können Sie dem Ergebnisbericht entnehmen. Eine Zusammenfassung und Diskussion erfolgte im April 2022 beim DEMAND-Abschlusssymposium, das auf YouTube abrufbar ist.
Das erfolgreich absolvierte DEMAND-Projekt unterstreicht die Bedeutung von strukturierten Ersteinschätzungsverfahren für verschiedene Bereiche des deutschen Gesundheitswesens. Alle Projektbeteiligten freuen sich, dass Ersteinschätzungslösungen in immer mehr Versorgungssettings implementiert werden und gesetzliche sowie untergesetzliche Vorhaben diese Entwicklung zukünftig fördern.